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Abstracts zu 1.1: Helmut Willke (Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld, PF 100131, D-33501 Bielefeld) hat in F. Enke Verlag Stuttgart Zeitschrift für Soziologie, Jg. 27, Heft 3, Juni 1998, S. 161-177 161 die Organisierte Wissensarbeit begrifflich#2 eingeführt. Damit versuchen noch im alten Denken#2 verhaftete Leute wie Malik, sich zunehmend als Karikatur ihres früheren Selbst, sich mit zeitgeistgerechten Simplifizierungen davon als Prototyp für Kopfarbeiter als deren Managementguru zu profilieren. 1.1.1.1) Hingabe mit Wissenschaftlichkeit An dieser Stelle geht es über die Ausnutzung des Momentes darum, über den Stoplerstein der Managerwelt, der persönlich relevanten Lebenswirklichkeit hinzuweisen. Das führt dann auf den Eckstein der auf die Lebenswirklichkeit bezogenen Wissensgesellschaft, dem Verstehen. Statt Managern einfach mit immer noch mehr Verfügungswissen zu Diensten zu stehen, geht es zur Orientierung der Betroffenen darum, Einsichten in erstrebenswerte Umgangsformen auf lebenserfüllenden Plattformen zu operationalisieren. In von Handarbeit bestimmten Gesellschaften dominieren die Lebensfunktionen F1-3, der Umgang mit Hardware Input (F1, Materialbeschaffung), Verarbeitung (F2, Produktion) und Output (F3, Vertrieb und Logistik). Im Kommunismus übernahm die "Partei", konkret ein kollektiver Filz, die Führung der damit in Kommunen zu leistenden Arbeit. Im Westen bildete man dazu die Funktionen F4-6 mit Organisationen (F4, Abbildungen des materiellen Geschehens bis hin zur Kalkulation und Arbeitsvorbereitung und dessen Bewertung mit Geld in Buchhaltungen) unter Förderung von freien Unternehmern (F5, die mit unternehmerischen Denken das verfügbare Wissens F4 nutzen) und entscheidend, dem Controlling (F6) im F4-Soll (Theorie, Softwareabbildung der Abläufe) - Ist (F2-Praxis, durch Daten erfassbare materielle Gegebenheiten) Vergleich. Nachdem Ende des 2. Weltkrieges, davon z.B. bei der Planung der Invasionen angeregt, stieg der F4-6/F1-3 Anteil der Softwarearbeit im Vergleich zur reinen Hardwarearbeit stetig und mit der IT-Technologie rasant an. Ausgehend von der Wissenschaft, den Medien und der Unternehmensberatung kam die IT-unterstützte Wissensarbeit zuerst in den Finanzdienstleistungen zur globalen Geltung. Als gesellschaftstheoretisch relevante Schlussfolgerung zeichnet sich mit der Globalisierung die schwindende Rolle der Nationalstaaten und nationaler Ökonomien, also der tradierten Selbstverständlichkeiten, ab. In den fortschrittlichen Ländern hat Ende des letzen Jahrhunderts die organisierte Wissensarbeit in der Steuerung von Arbeit gegenüber dieser die entscheidende Rolle übernommen, womit eine Machtverlagerung von F3 nach F5 einherging, die im Wesentlichen 1989 mit dem Fall der Sowjetunion besiegelt war. Nahezu jede menschliche Tätigkeit war seit sich der Mensch in Kollektivs organisierte, wissensbasiert in dem Sinne, dass Erfahrung und Wissen eine Rolle spielen. Praktisch jede Facharbeit, vor allem die klassisch professionellen Tätigkeiten von Ärzten, Juristen, Lehrern, Wissenschaftlern ist wissensbasierte Arbeit in dem Sinne, dass sie auf spezialisierter Expertise von Personen gründet. Die Qualifikation dazu müssen sich die Professionellen in langwierigen Ausbildungsprozessen aneignen. Erst mit einer entsprechenden Kopfarbeit sind Sie dafür qualifiziert, Handarbeiter zu managen. Warum aber haben sich diese Selbstverständlichkeiten noch nicht durchgesetzt? Warum diskutiert man noch soviel darüber; eben deshalb! Die wahre Bedeutung des Menschen, die sich erst im Verstehen von Wissen zeigt, ist noch nicht erkannt, geschweige denn anerkannt und Wissen immer noch mit Macht verbunden, statt Weg, der in Wahrheit zu gewissenhaft verwendetem Orientierungswissen führt. Es ist deshalb auch nicht weiter verwunderlich, dass Schweizer FDP-Kreise die Ausgaben für Ausbildung drastisch reduzieren wollen und man in der Bildungsmafia andererseits viele gute, verfügbare, effiziente und neuartige Ausbildungsmethoden manipulativ simplifiziert, so dass die gewünschten Wirkungen (z.B. mehr Transparenz) ausbleiben und Neuen Virtualitäten Platz machen. Selbst schon manipulativ zeigt die PISA-Studie der OECD jedoch einen deutlichen Trend, den man nicht mit „anything goes“ schönreden kann. Jede bisherige postnormale Rechtfertigung war schlichtweg falsch und hat die Ausbildungsqualität erniedrigt.
1.1.1.2) Eifersucht und Vereinfachung Nur 1.4% aller Menschen lassen sich von personen-neutralen Ungerechtigkeit von Strukturzwängen persönlich relevant dazu anleiten, mit Hingabe zu eifrig danach zu suchen, mit was sie sich davon herausreden können. Die übrige Mehrheit sucht in ihrer Eifersucht auf das, was die andern habe und sie nicht, eine allgemein verbindliche Lösung. Es scheint, dass man diese im Geld#1, der Demokratie#2 und dem freien Markt#0 gefunden hat... Willke und die von ihm angeleitete Wissenschaft#2 meint mit dem Begriff "Wissensarbeit" etwas anderes, als einen Realitäts- und Wirklichkeitsbezug mit dem doch eigentlich Wissen allein Sinn macht. Er kennzeichnet damit Tätigkeiten (Kommunikationen, Transaktionen, Interaktionen), die dadurch gekennzeichnet sind, dass das dafür erforderliche Wissen nicht grundsätzlich ist, also nicht im Leben durch Erfahrung, Initiation, Lehre, Fachausbildung oder Professionalisierung gesichert, erworben und dann angewendet wird. Vielmehr erfordert Wissensarbeit im Sinne von Willke, dass das relevante Wissen kontinuierlich revidiert, permanent als verbesserungsfähig angesehen, prinzipiell nicht als Wahrheit sondern als Ressource betrachtet wird. Mit dieser Forderung schliesst Willke die älteste Wissensarbeit, die von Gerichten aus; vielleicht meint er sich damit dem letzten Gericht entziehen zu können... Seine Wissensarbeit ist damit untrennbar mit Nichtwissen bis hin zur Lüge behaftet und ist mit entsprechenden Risiken verbunden; so verloren die Amerikaner im Afghanistankrieg 2002 mehr Leute durch eigene Bomben, als durch Feindeinwirkung. Damit aber hat man es nach der Moderne in der Postmoderne immer mehr mit virtueller Arbeit zu tun, die von der Schwatzkunst oder der Rhetorik über die Werbung bis hin zur Schwarzkunst reicht; spätestens nach Goethes Faust auch nichts Neues! Man nennt es aber Wissensarbeit, um die Seriosität vorzutäuschen, welche Lehrstühle und Managerpositionen rechtfertigt. So verdiente Mario Corti letzter Chef der Swissair, mehr als fünfzig seiner Stewardessen zusammen. Doch er konnte kein Airbus fliegen, keine Passagiere oder Gepäck abfertigen und die Swissairaktien verschüttete er allesamt. Vorher hatte er einen absoluten Traumjob bei Nestlé. Hofiert von den profitgeilen Banken, vergoldet von den Analysten, hat er eigentlich nur gezeigt, dass er über Zahlen reden kann. Und für das Risiko, diesen Ruf zu verlieren, liess er sich zum voraus bei der Swissair fünft Jahresgehälter von 50 Stewardessen auszahlen; das ist die im Jahre 2002 abgehandelte Wissensarbeit, wahrlich ein Zauberwort, wie Malik im genannten ALPHA- dem Schweizer Kadermart richtig erkannt hatte, als dessen Lack, in dessen Glanz er sich vorher sonnte, abzubröckeln begann. Organisierte Wissensarbeit nutzt, so definiert sich der Filz, dem Prozess des Organisierens, um Wissen zu einer Produktivkraft zu entfalten, die gegenwärtig dabei ist, die herkömmlichen Produktivkräfte (Land, Arbeit, Kapital) in ihrer Bedeutung zu überflügeln. Daran ist jedoch Japan und die New Economy gescheitert, Werner K. Rey & Co in allen Herren Länder, und die Swissair haben damit die "air" verloren und sind nur schon vom Namen her wie "Novatis" virtuell geworden. Das amerikanische Wirtschaftswunder der Jahrhundertwende ist als Buchhaltungstrick sowohl der Demokraten wie der Republikaner geplatzt, ebenso der Schwindel von ENRON, Arthur Anderson & Co., und das droht George W. Bush, wie seinen Vater mitten im Schlachterfolg heimzusuchen. Also wird daraus ein Debakel oder ein neuerer Krieg als der Neue...
1.1.1.3) Ausweichen vor der Verantwortung Die virtuelle Wissensarbeit ist über Gier und Eifersucht zu einem soziologischen Thema geworden, und kennzeichnet den Übergang von der Industriegesellschaft zur effektiven Wissensgesellschaft. Immer vorausgesetzt sie geht nicht daran zu Grund, wie eine nicht ausgeschlüpfte Schmetterlingslarve. Solang es noch geht ist "Wissensarbeit" für Wissenschaftler#2 ein organisationssoziologischen Thema, weil sie im Kontext deren Virtualität von einer personengebundenen Tätigkeit zu einer Aktivität wird, die auf einem verfilzten Zusammenspiel personaler und organisierender Momente der Meinungsbildung und -manipulation beruht. Sie diffundiert von der gewissenhaften Wissensarbeit im Labor ernstgemeinter Praxen und in die Werkhallen in Büros, wo es um die Verteilung der Macht geht, bis hin zu den Medien, wo nur noch die Einschaltquote zählt, in die Versagerräte, wo man sich damit des Kaiser Neuer Kleider und goldene Fallschirme bastelt. Bei Studien zur organisierten Wissensarbeit steht weniger die Konstruktion von Orientierungswissen im Kontext von Arbeit und der dafür zu optimierenden Technologie im Vordergrund, als die Rekonstruktion von Arbeit auf der Basis versteckter Absichten durch abzockende, nach Blocher, falsche Eliten. Mit der kontinuierlichen Generierung von und der Revision deren "Expertise" im Kontext so genannter "intelligenter Organisationen", ist bald niemand mehr in der Lage, die eigentlichen Transaktionen in die Tasche des Filzes zu durchschauen (z.B. bei der Verfilzung der Credit Swiss mit der skandalumwitterten argentinischen Banco General de Negocios über ein Verwaltungsratsmandat von CS-Chef Mühlemann etc.). Darüber hinaus aber beginnen die "Einsichten" der virtuellen Wissensarbeit und im Hinblick auf das damit mögliche Abzocken, intelligenten Filzes deutliche Spuren auf die gängige Vorstellung über menschliche Kollektivs zu hinterlassen. Das geht dann eben bis hin zur Rm-Traumatisierung der Betroffenen. Wer das nicht von selbst mitbekommt, dem kann man mit Anthrax aus amerikanischen Biolabor kostengünstig, und mit den Berichten darüber via CNN werbeträchtig nachhelfen bzw. nach der Tat vom CIA "untersuchen" lassen. Inzwischen haben die USA offiziell eine strategische Propagandaabteilung geschaffen... Standen der virtuellen Wissensarbeit zunächst die Marketing- und Transaktionskosten und die Differenz von Markt und Wunschdenken in Hierarchien im Hinblick auf eine bessere Über-Zeugung des Zielpublikums zu Pate, so entwickeln sich deren neue Verhaltensmuster zu einer Evolution der Ressourcenumverteilung. Dem fügen sich Überlegungen an, die vorrangig darauf abstellen, dass Kollektivs die primär virtuell arbeiten gegenüber dem Markt die effizientere Form darstellen. Damit hat bekanntlich schon die Katholische Kirche im Mittelalter die Macht an sich gerissen. So hat "man" sich verteiltes Wissen, vor allem spezialisiertes implizites Wissen nutzbar zu machen verstanden. Das ist eine an sich faustische Fähigkeit, die entscheidend ist, wenn es um die Erstellung komplexer, wissensbasierter Güter, wie Götzenbilder, Tempel, Sekten, Armeen, Sucht- und Vergnügungsindustrien (der Lehrmeister der Werbung ist bekanntlich das älteste Gewerbe der Welt und die Zigarettenindustrie), aber auch komplexe Mobilitätssysteme, die Menschenopfer fordern und die Umwelt global gefährden... Das Wissen um die für Über-Zeugung relevante Virtualität als Rohstoff und Produkt organisierter Wissensarbeit gehorcht nicht einer anderen Logik als die herkömmlichen Produktionsmittel, sondern keiner mehr, sonst könnte man dagegen wie gegen primitive Computerviren immunisieren! Damit müssen Kernbereiche der ökonomischen Theorie und Praxis der Firmen und der soziologischen Theorie von Organisationen für den Fall virtueller Sozialsysteme laufend neu, à la Malik im ALPHA, umgeschrieben werden. Wie hiess es früher: Nieder mit dem König, es lebe der König... Im Jahre 2002 stehen hier die Themen des organisierten Wissensmanagements und der Bedeutung von "intellektuellem Kapital" an erster Stelle der Trendliteratur. Dazu wurde die Wirklichkeit in den Köpfen der Menschen zuerst in der Moderne auf die tote Natur beschränkt, dann fragmentiert, um in der Postmoderne im Namen der Beliebigkeit erfolgreich geleugnet werden zu können. Die damit beschäftigten Wissensarbeiter der postmodernen Gesellschaft, das sogenannte Kognitariat, verfügen selbst über ihre Produktionsmittel: Wissen, Information, Einschätzung. Sie bilden in entwickelten Ländern bereits die Mehrheit der beschäftigten Bevölkerung. Die veränderte Rolle von Arbeit unter Bedingungen der virtuellen Wissensbasierung und die verändernde Rolle von Wissen unter Bedingungen verteilter Intelligenz bzw. Meinungen und dezentraler Expertise verändern auch die Architekturen von Organisationen, insbesondere von Firmen. Die Theorie der Firma und genereller die Theorie der Organisation werden schneller revidiert, als man sie erfüllend umsetzen kann. Damit ist Effizienz der Transaktionen nicht mehr Ergebnis von hierarchischer Kontrolle von Informationen sondern von Über-Zeugung im Filz der Interessengruppen. Es geht nur noch zum Schein um Kooperation professioneller Wissensträger. Daran stagniert bereits die Weiterentwicklung des Internets; für die von Willke dargestellte Wissensarbeit ist das Handy eben geeigneter! Wissensarbeit könnte zur Versöhnung in der gemeinsamen Lebensfreude führen...
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